Polen: Kwidzyn (Marienwerder)

Dämme schützen das einstige Überschwemmungsgebiet der Weichsel heutzutage vor Hochwasser. Die einst abgelagerten Sedimente und das geschützte Klima befruchten die pomesanische Landschaft. Insbesondere der Tabakanbau lohnt sich hier. Bis zu fünf mal im Jahr wird auf den Tabakfeldern geerntet. Zunächst die unteren, weniger wertvollen Blätter, später die besseren Qualitäten weiter oben.
Genauso wie Tabakfelder und Wälder wechseln neuer und alter Asphalt. Dennoch: eine Topstrecke im Weichseltal. R1-Sahneteil.

So stand es zumindest im Büchlein. Und was hatte man sich auf dieses “drei-Sterne Sahneteil” gefreut! Die Wahrheit sah bei Gegenwind und Dauerregen leider ganz anders aus:

Kwidzyn

Anstatt hübscher Fotos von der Tabakernte konnte Pommern mir hier nur den ein oder anderen Fluch während der Fahrt entlocken. Aber es versteht einen ja keiner und man muß sich bekanntlich nur beschweren.*

Auf dem Deich zur Weichsel, die man links hätte sehen können, wenn nicht noch gut 500m Überflutungsland dazwischen lägen…

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*Siehe da, kaum kommt die das Stadtbild beherrschende Kreuzritterburg in Sicht reißt auch schon der Himmel auf. Naja, wenigstens hat es erstmal aufgehört zu regnen.

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Kein besonders tolles Foto, aber ein gutes Beispiel dafür, wie in Polen vielerorts die schöne Ansicht alter Architektur durch eilige Neubauten verschandelt wird.

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Also Perspektiv (und Wetter!) -wechsel:

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Eins meiner Lieblingsfotos der ganzen Tour, von der Burgmauer ins (Märchen-) Land geschossen.

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Das Regionalmuseum der Burg fand ich nicht so interessant und bin dann lieber in den Dom gegangen.

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Hier war ich allein bis mich der Wärter angesprochen hat und freimütig und in gutem Deutsch allerhand Details zur Geschichte zu berichten wußte. Z.B. von den evangelischen(!) Beichtstühlen…

Kwidzyn

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…oder den mittelalterlichen Grabplatten als Bausteine der Wände, alle deutschsprachig und die meisten sogar lesbar. In der Marienkirche in Danzig ist damit übrigens der ganze Boden gekachelt!

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Und jetzt wird es merkwürdig: in einer abgetrennten Kammer findet sich das rundum restaurierte Grab eines gewissen “von Göden” oder “von Göben”, der dem Deutschen Orden angehört haben muß. Angeblich ist ein Nachkomme von ihm Nachrichtensprecher im deutschen Fernsehen, nur hat mehrfaches Googlen keine Ergebnisse gebracht.

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Genauso ungeklärt ist, was es mit dieser jüngst freigelegten Gruft auf sich hat. Der Fund soll (laut Wärter) sensationell sein, wurde zur näheren Bestimmung nach Thorn geschickt und die Nachricht davon ist durch die Medien gegangen. Durch die polnischen vielleicht, denn wieder blieb Googlen erfolglos.

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Spätestens beim Erklimmen des Glockenturms war mir klar, daß noch eine nicht zu kleine Spende an die Gemeinde fällig werden würde. Vor mir ein polnisches Ehepaar, die ich -ganz der Draufgänger- erstmal die Balken habe testen lassen. ;) 

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Dieses eine Foto von oben muß reichen, für mehr war mir der Rundlauf zu wackelig, zu schmal, zu hoch und die eigenen Nerven viel zu dünn… 

Man erkennt ja auch ganz gut, dass Marienwerder außer der Burg nur Nachkriegs-Einheitsbrei zu bieten hat, denn die übrige Altstadt wurde im Krieg einmal mehr vollständig zerstört.

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Zum Abschluß noch ein Blick in das geräumige Hotelzimmer (Scherz).
Aber hey, der Fernseher war neu und einen Kühlschrank gab es auch! Nur die Nachbarn waren mir nicht geheuer, daher der bereifte Kleiderständer.

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Homepage Kwidzyn
Wikipedia: Kwidzyn
Wikipedia: Domkirche (Marienwerder)

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